Bildungscampus für bald 1000 Kinder

Bildungscampus für bald 1000 Kinder

Lehniner Gesamtschule ist ein Erfolgsmodell

Von Marion von Imhoff

An der neuen Gesamtschule in Lehnin (Potsdam-Mittelmark) werden ab Sommer möglicherweise fünf parallele siebte Klassen an den Start gehen, so groß ist die Nachfrage. Derzeit gibt es vier siebte Klassen. Die Jahrgangsstufen acht bis zehn sind auslaufende Oberschulklassen. Wollen Schüler der achten Klassen dort ihr Abitur ablegen, müssten sie sitzen bleiben.

Lehnin. Die neue Lehniner Gesamtschule ist ein Erfolgsmodell. Ab dem kommenden Schuljahr werden möglicherweise sogar fünf parallele siebte Klassen an den Start gehen, so groß ist die Nachfrage. Das teilte Schulleiter Dirk Lenius jetzt mit. Derzeit gibt es vier siebte Klassen. Bitter für die heutigen Acht- bis Zehntklässler: Wollen sie Abitur machen, müssen sie nach der zehnten Klasse die Schule wechseln und nach Brandenburg oder Werder an die dortigen Oberstufenzentren pendeln. Erst den 107 Jungen und Mädchen der heutigen siebten Klassen steht das Abitur offen in Lehnin.

Die höheren Jahrgänge sind auslaufende Oberschulklassen. Schüler der achten Klassen müssten quasi sitzen bleiben, damit auch ihnen dieser Weg offen stünde. „Wir haben eine Reihe von Eltern, die das angesprochen haben“, berichtet Lenius. „Doch die siebten Klassen sind voll.“ Es habe auch eine Eltern-Initiative gegeben mit der Forderung, dass auch die heutigen Achtklässler bei entsprechenden Fähigkeiten das Abitur in Lehnin machen dürfen.

Die Messen dafür aber seien gesungen, sagt Lenius. Es führe kein Weg dorthin. Das Land stimme dem nicht zu, was Ralph Kotsch, der Sprecher des brandenburgischen Bildungsministeriums, gegenüber der MAZ bestätigte. „Es wäre formal aus meiner Sicht möglich gewesen“, so Lenius.

Zum Lehniner Bildungscampus gehören die Grund- und Gesamtschule als eine Einheit. Sie fusionierten vor Jahren. „Jetzt wollen 85 Prozent der heutigen Sechstklässler auf der Schule bleiben, darauf sind wir stolz“, so Lenius. Meldeten sich 2009 noch 60 Schüler für die siebte Klasse an, sind es jetzt annähernd doppelt so viele. Lenius spricht von einem „Quantensprung. Wir hoffen, dass es perspektivisch so weitergeht“.

15 weitere Räume sind nötig für die Oberstufe

Die Gesamtschule steht noch vor massiven Veränderungen. Zum einen wird der Lehrerstamm wachsen. Zudem sind große Investitionen nötig, um den Raumbedarf der wachsenden Schule zu erfüllen. „Wir brauchen 15 weitere Räume“, betont Lenius. „Spätestens 2018 / 2019 muss ein klarer Spatenstich erfolgen.“ Im Gespräch sei die Sanierung des früheren Internats ebenso wie andere Varianten. Für den Übergang werde derzeit geklärt, ob die Flex-Klassen in das frühere Grundschulgebäude wechseln werden, damit einige Klassen der Gesamtschule in Räumen der Grundschule unterrichtet werden können.

Ist die Gesamtschule aufgewachsen auf die 13. Jahrgangsstufe, wird sich die Schülerzahl deutlich erhöhen. Besuchen derzeit 650 Jungen und Mädchen den Campus, werden es dann rund 1000 sein. Der Lehrerstamm wird von derzeit 51 auf 70 bis 75 anwachsen, kündigte Lenius an. Schon jetzt werden jedes Jahr drei bis vier zusätzliche Lehrer angestellt. „Wir werden eine relativ große Einrichtung werden.“

Lenius selbst muss sich derzeit, wie er es nennt, „formal auf meine eigene Stelle bewerben“. Bekanntlich wurde die Schulleiterstelle und die des Stellvertreters mit der Neugründung – durch eben diese bedingt – neu ausgeschrieben. „Ich bin mit Freude dabei“, so Lenius, doch er hat drei Mitbewerber um seine Stelle. Der gebürtige Potsdamer ist seit nunmehr 23 Jahren Schulleiter, zunächst in Potsdam und schließlich seit 2007 in Lehnin.

Der Lehniner Schulcampus

Die Grund- und Gesamtschule Heinrich-Julius-Bruns in der Goethestraße 13 in Lehnin ist eine der wenigen Schulen landesweit, die künftig aufwachsend sind von der ersten bis 13. Klasse. Die Kinder kommen aus der gesamten Gemeinde Kloster Lehnin, aber auch aus der Gemeinde Groß Kreutz, Dippmannsdorf, Fichtenwalde, Beelitz und Borkwalde. Nur mit der Prinz-von-Homburg-Schule mit Grund- und Gesamtschule gibt es noch eine vergleichbare Bildungseinrichtung im Land Brandenburg in öffentlicher Trägerschaft.

Schulleiter Dirk Lenius wurde 1961 in Potsdam-Babelsberg geboren. Er studierte Mathe und Physik in seiner Heimatstadt und promovierte über die Geschichte der Erziehung. Mit 40 Jahren nahm er berufsbegleitend ein Informatikstudium auf am Hasso-Plattner-Institut und an der Uni Potsdam, das er als Jahrgangsbester abschloss. Lenius unterrichtet Mathe, Physik, Pädagogik und Informatik. Er ist verheiratet und Vater zweier erwachsener Töchter. Seine Ehefrau leitet die Ossietzky-Oberschule in Werder.

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