Marx und Engels auf einem Schulhof

Marx und Engels auf einem SchulhofEs war ein kurzes Gastspiel von Marx und Engels: Zwei Schulen sind vor 40 Jahren in Lehnin (heute Potsdam-Mittelmark) errichtet und mit den Namen der großen Deutschen geschmückt worden.

Lehnin. Das „Gastspiel“ von Karl Marx in Lehnin währte gute 15 Jahre. Eine der beiden neuen Schulen an der Goethestraße trug vorübergehend seinen Namen.

Die Zehn-Klassen-Schule in Lehnin platzte in den 70er Jahren aus allen Nähten. So beschloss man, auf dem Gelände hinter dem Schulgebäude zwei Neubauten zu errichten. Für das erste Gebäude, das heute die höheren Klassen der Grund- und Gesamtschule Lehnin beherbergt, legte man den Grundstein am 30. Mai 1975. Dieses sollte später den Namen „Karl Marx“ tragen, hieß aber für eine Weile nur „Oberschule II“. Am 28. August 1976 war das Haus fertig.

Marx und Engels auf einem SchulhofHinter dem alten Schulhaus an der Goethestraße ist 1976 die erste von zwei neuen Schulgebäuden in Lehnin entstanden.
Quelle: Jürgen Back

Zur Eröffnung gab es einen großen Bahnhof, allen voran Staatssekretär Werner Lorenz vom Ministerium für Volksbildung. „Er dankte den Bauarbeitern, Handwerkern und vielen fleißigen Helfern“, meldete die „Märkische Volksstimme“ (MV) am 30. August 1976. Der Lehniner Bürgermeister Wolfgang Wirth übergab den symbolischen Schlüssel an den neuen Schuldirektor Paul Staskowiak. Für 512 Schüler bis zur 10. Klassenstufe begann dort der Unterricht am 1. September 1976.

Dass Marx dort einmal zu Ehren kommen sollte, war bei der Eröffnung schon ausgemacht. „Genosse Lorenz“, notierte die MV in dem Eröffnungsbericht, „bestärkte die Schüler und Lehrer in ihrer Absicht, um den verpflichtenden Namen ,Karl Marx’ zu kämpfen“.

Um einen Namen zu kämpfen

Die Vorstellung, um einen Namen zu kämpfen, entbehrt heutzutage nicht einer gewissen Komik. Weiter schrieb die MV über Lorenz’ Rede: „Er betonte, daß das Ringen um eine hohe Qualität des Unterrichts, das Bemühen um die Vermittlung und Aneignung soliden Wissens und die Erziehung der Schüler zu kommunistischem Verhalten der Politik unseres IX. Parteitages entspreche.“

Marx und Engels auf einem SchulhofWelche Anstrengungen Schüler und Lehrer unternahmen, ist nicht überliefert. Geschafft haben sie es, formal jedenfalls. Es war ja schon ausgemacht. Und so ist der Schule am 7. November 1977 der Ehrenname „Karl-Marx-Oberschule“ verliehen worden, und zwar von Reinhold Kietz, 1. Sekretär der SED-Kreisleitung Brandenburg. Kietz war später Brandenburgs Oberbürgermeister.

Die Polytechnische Oberschule “Karl Marx” an der Goethestraße in Lehnin kurz nach der Eröffnung 1976. Quelle: Jürgen Back

Ein zweiter Neubau folgte 1978, versehen mit dem Titel „Friedrich-Engels-Oberschule“, heute der Primarbereich auf dem Lehniner Campus. Nach Fertigstellung aller Gebäude, zu denen noch die Schülerspeisung, das Internat für Förderschüler, die Sporthalle und das Polytechnische Zentrum gehörten, galt der Standort als größtes zusammenhängendes Schulzentrum der DDR – einschließlich des alten Schulhauses, in die 1978 die Förderschule gezogen war.

Nach der Wende verschwanden Marx und Engels aus Lehnin. Die Marx-Schule wurde zur Gesamtschule mit gymnasialer Oberstufe und gab sich im Jahr 2000 „Bettina- von-Arnim-Gesamtschule“. Die Engels-Schule war ab 1991 die Grundschule und bekam bald den Namen „Willibald Alexis“. Doch auch das ist inzwischen Geschichte. Heute sind bei Häuser unter einem Dach und firmieren als „Grund- und Gesamtschule Heinrich-Julius Bruns“. Mit gymnasialer Oberstufe.

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