Lehnin. „Na, was haben wir falsch gemacht?“ Mit diesen Worten beordert Revierpolizist Ronald Hilsky eine Gruppe Siebtklässler an seine Seite. Natürlich wissen die Oberschüler, dass sie besser die Fußgängerüberwege am zentralen Busplatz benutzen sollten, anstatt schräg über die viel befahrene Goethestraße zu schlendern. Der Polizeioberkommissar belässt es am ersten Schultag bei einer Belehrung.
Es ist kurz vor halb acht in Lehnin. 530 Mädchen und Jungen müssen seit Montag wieder auf dem Campus die Schulbank drücken. „Zwei Drittel aller Schüler kommen aus dem Umland“, weiß Schulleiter Hans-Dirk Lenius. Entsprechend groß ist das Gewusel vor der Haustür. Im Minutentakt bringen Überlandbusse der Firma Behrendt und der Verkehrsgesellschaft Belzig (VGB) neue Kinder und Jugendliche zur Grund- und Oberschule „Heinrich Julius Bruns“. Andere Schüler machen sich dagegen auf den Weg in die weiterführenden Schulen nach Brandenburg, Werder und Bad Belzig.
Hinter einem Steuer sitzt Fred Stimming, Fahrer bei der VGB. Auf der Linie 553 hat er Frühaufsteher aus Rietz, Prützke, Grebs und Netzen nach Lehnin gebracht. Für seine jungen Fahrgäste ist es der erste Schultag, für ihn der erste Arbeitstag nach dem Urlaub. Stimming lobt die übersichtliche Verkehrsführung an diesem wichtigen Knotenpunkt, wo täglich hunderte Schüler ein-, aus- und umsteigen. Der erste Ansturm sei ruhig verlaufen, trotzdem dürfe er sich keine Routine erlauben, so Stimming.
Revierpolizist Hilsky verwarnt derweil eine junge Mutti, die in ihrem Toyota vergessen hat, dass in der Tempo-30-Zone rechts vor links gilt. Aus der Wendeschleife ausfahrende Busse und Autos haben Vorfahrt für aus Richtung Emstaler Straße kommende Fahrzeuge. Ein Mercedes-Fahrer in der Goethestraße muss sich belehren lassen, dass es nicht erlaubt ist entgegen der Fahrtrichtung zu parken.
Positiv fällt dem Beamten auf: Alle fahren sinnig, die Kinder sind angeschnallt und bis auf wenige Einzelgänger nutzen alle Schüler nach dem Aussteigen aus ihren Bussen die beiden Fußgängerüberwege, um sicher das Schulgelände zu erreichen. Zwanzig Minuten vor Schulbeginn erreicht der Ansturm seinen Höhpunkt.
Erstklässler werden von Muttis und Vatis begleitet. Am ersten Schultag gibt es viel zu tragen. Größere Kinder aus dem Ort fahren mit dem Fahrrad vor. Noch mehr Autos, neue Busse. Der Parkplatz hinter dem Haltestellenbereich ist voll, es gibt einen kleinen Stau. Doch nach ein paar Minuten ist der Spuk vorbei. Schulbeginn ist in Lehnin neuerdings um 7.55 Uhr und damit fünf Minuten später als bisher. Die Busbetriebe kamen damit einem Wunsch der Schule nach, um das Zeitband bis zum Start des Unterrichts zu entspannen.
Auf dem Busplatz selbst laufen derzeit im Auftrag der Kommune die letzten Tiefbauarbeiten für die Installation eines Informationssystems mit einer Anzeigetafel, die ähnlich wie bei der Bahn die An- und Abfahrtzeiten der Busse in Echtzeit anzeigt. „Wir beliefern das System nach Inbetriebnahme mit unseren Daten“, kündigte VGB-Geschäftsführer Hans-Jürgen Hennig an.