Wie Schüler ihre Welt in Kloster Lehnin bauen und an welchen Ideen die Politik nicht vorbeikommt
Kloster Lehnin. Nahmitz braucht einen Spielplatz. Auf dem Friedhof ist noch Platz. Ein Park für Skater auf dem Lehniner Schulhof wäre eine tolle Sache. Muss der Gohlitzsee langweilig sein? Ein Fun-Steg mit Rutsche und Sprungturm, Liegestühle und Umkleiden soll mehr Leben an die Badestelle bringen. Und wer künftig von der Autobahn in Richtung Lehnin fährt, darf durch ein Stadttor fahren. Mit zwei Türmen, die mit einem Bogen verbunden sind. „Ein Stadttor würde die Gemeinde schöner machen“, sind sich die Modellbauer Merle Bernig, Emilia Schmidt und Theisen Lauterbach einig.
Was in dieser Woche im Elisabethsaal präsentiert wurde, sind keine überraschenden Bauvorhaben aus dem kommunalen Doppelhaushalt 2018/19. Hinter den herzerfrischenden Ideen stecken die Siebtklässler der Grund- und Gesamtschule „Heinrich Julius Bruns“. Gemeinsam mit Profis der Brandenburgischen Architektenkammer haben sich die Lehniner Schüler im Projekt „Die Stadtentdecker“ Gedanken über wünschenswerte Einrichtungen gemacht, die es bisher nicht gibt. Aus Pappe, Holz und Styropor sind Modell entstanden, die so manche Diskussion über die Ortsentwicklung entfachen dürften.
Für den projektbegleitenden Architekten Jürgen Hermann sind die Arbeiten ein Beleg dafür, wie aktiv sich junge Leute in die Zukunft des ländlichen Raums einmischen würden. „Außerdem habe ich bei dieser Gelegenheit nach 40 Jahren wieder eine Schule betreten“, verriet der Architekt. Hermann betreute die Schüler der 7a bis c zusammen mit Lehrerin Kerstin Neumann an sechs über mehrere Wochen verteilte Projekttage von der Idee bis zum Modell. „Ich bin stolz, dass wir Schüler haben, die das Projekt in so kurzer Zeit auf die Beine gestellt haben“, freute sich Schulleiter Dirk Lenius.
Doch wie realistisch sind die Vorstellungen der jungen Stadtentdecker, die für ihre

Ideen in den Ortsteilen recherchiert haben? Mit einem Spielplatz laufen die Schüler beim Nahmitzer Ortsvorsteher Klaus Wendler offene Türen ein. Er schlug vor diesen Wunsch in eine Gestaltungsfibel aufzunehmen, die gerade zusammen mit dem Ortsbeirat und der Architektenkammer in Vorbereitung ist. „In die Gestaltungsfibel können sich alle Bürger einbringen. Wir werden sehen , was in den nächsten Jahren machbar ist“, so Wendler. Rückendeckung für einen Spielplatz in Nahmitz kommt von Kloster Lehnins Bürgermeister Uwe Brückner: „Ich bin auf eurer Seite. Aber das Geld muss erst noch beschafft werden.“ Leonie Eilers vom Infrastrukturministerium lobte die Spielplatzentwickler Chantal Strohbach, Nele Inga Peschel, Laura Koofke und Eric Hermann für ihren innovativen Ansatz auf dem Spielplatz eine Vertrauensbox für Spielzeug zu installieren. „Die Menschen teilen sich Autos, warum nicht auch Spielzeug?“
Die Sache mit dem Stadttor hält Lehnins Ortsvorsteher Frank Niewar schon für schwieriger. Aber Aufbauten für Skater auf dem Schulhof sollten machbar sein. Das diesjährige Fest auf dem Schulcampus und das 25-jährige Jubiläum des Fördervereins seien gute Gelegenheiten, um konkrete Möglichkeiten auszuloten, so Niewar. Durchaus anfreunden kann sich der Ortsvorsteher mit einem Steg am Gohlitzsee: „Als ich in eurem Alter war, gab es sogar zwei Anlagen. Davon wurde rege Gebrauch gemacht. Nur über die Dimensionen werden wir uns noch mal unterhalten müssen“, meinte Niewar schmunzelnd. Neben den Modellbauern produzierte eine fünfte Arbeitsgruppe ein Video. Darin trifft Richard Behrendt als Lukas aus der Gegenwart in einer Zeitreise auf den Ziegeleijungen Friedrich, gespielt von Maximilian Splinter, aus dem 19. Jahrhundert. Verständlich, dass sich beide einiges über Lehnin zu erzählen haben.
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