Japanische Sozialarbeiter besuchen Lehnin

Schulleiter Dirk Lenius führt die elfköpfige Delegation über den Bildungscampus in der Goethestraße
Lehnin. Eine japanische Delegation von Sozialarbeitern hat am Mittwoch Lehnin zum Erfahrungsaus- tausch besucht und sich über die dortige Bildungs- und Jugendarbeit informiert. Schulleiter Dirk Lenius führte die elf Besucher über den Campus. Organisiert hat den Besuch die Gemeinnützige Gesellschaft zur Förderung Brandenburger Kinder und Jugendlicher mbH (GFB). Es ist eine gemeinsame Aktion des Japanisch-Deutschen Zent- rums Berlin und des Bundesministeriums für Frauen, Familie und Jugend.

Die elf Japaner nehmen an einem Studienprogramm für Fachkräfte der Kinder- und Jugendhilfe teil und besuchen dafür für gut zwei Wochen Berlin. Vom Bildungscampus in Lehnin zeigten sie sich angetan.

„Das System der Jugendarbeit ist in Deutschland ein völlig anderes als in Japan“, sagt Miura Nauka, Leiterin des Deutsch-Japanischen Bildungsaustausches. In Japan gestalten vor allem Ehrenamtliche Jugendangebote. In Deutschland wer- den die Jugendfreizeitangebote da- gegen von Sozialarbeitern initiiert. Sozialpädagogik ist in Deutschland ein eigenes Studienfach. „Das ist in Japan anders“, so Miura Nauka. Die Angebote seien dort weniger professionell organisiert. Zwar gebe es ein vergleichbares Studium, das aber wählten nur die wenigsten. „Bei uns wird sehr viel von professionellen Kräften organisiert“, bestätigt Ilka Gropler von der GfB, stellvertretende Einrichtungsleiterin im Jugendhilfeverbund Potsdam. In Japan ist das Bildungssystem zudem zentralistisch aufgebaut, in der Bundesrepublik dagegen herrschen der Föderalismus und die Bildungshoheit der einzelnen Bundesländer. „All das ist für uns sehr interessant“, sagt Miura Nauka. „Die Deutschen können sich auch etwas von der Jugendarbeit der Japaner abschauen“, sagt Ilka Gropler. „Das Ehrenamt dort ist wirklich eine Ehrensache. In der Jugendarbeit bei uns ist es eine mühe- volle Arbeit, ehrenamtliche Unterstützung zu bekommen. Alles hat seine Vor- und Nachteile. Man kann daher nicht sagen, was besser ist und was nicht. Es ist auch traditionell gewachsen.“ Miura Nauka zitiert das bundesdeutsche Sozialgesetzbuch und die Zuständigen der Ministerien.
Petra Rocke, Leiterin der Integrierten Tagesbetreuung Lehnin, zeigte den Besuchern die Räume, in denen 230 Grundschüler ihre unterrichtsfreie Zeit am Nachmittag verbringen. Auch die Schulsozialarbeit am Campus präsentierte Dirk Lenius den Japanern, die sich hoch interessiert zeigten und sich während ihres mehrstündigen Besuches fort- laufend Notizen machten. Zu der Gruppe zählt der Vize-Präsident der Nationalen Institution für Jugendausbildung aus Tokio, Tatsuya Kubota und auch die Sozialarbeiterin Megumi Mori von der Universität Nagano. Andere Gruppenmitglieder kommen aus Nagasaki und Gunma wie Yoshiyuki Tamura vom Nationalen Jugendfreundschaftszentrum. Eine Dolmetscherin übersetzte ihnen die Erläuterungen des Schulleiters.

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