In Lehnin ist ein im Land Brandenburg bisher einmaliges Projekt gestartet: Zwei Jahre lang erhalten 23 Lehniner Grundschüler Einblick in Kochkunst und Ernährungskunde. Möglich macht das eine Kooperation zwischen der Schule, dem Verein Klosterland, Hotel Markgraf und Jürgen Mädger, dem Gründer der gemeinnützigen GmbH Europa-Miniköche .
Lehnin. Es ist das zweite Projekt dieser Art in Ostdeutschland und das erste im Land Brandenburg: 23 Lehniner Grundschüler sind für zwei Jahre Europa-Miniköche. Sie nehmen an dem Koch- und Ernährungskurs teil, den der gebürtige Franke Jürgen Mädger 1989 in Westdeutschland ins Leben gerufen hat. Möglich macht das auch eine Kooperation des Vereins Klosterland und des Hotels Markgraf. Am Montagnachmittag unterzeichneten Vereinsvorsitzender Stefan Beier und Mädger die entsprechende Vereinbarung. Damit gehören die Lehniner Kinder zu den deutschlandweit 43 Gruppen von Miniköchen.
Einmal im Monat erhalten die Kinder nun von Hotelier und Küchenmeister Jörg Meyer Kochunterricht und Lebensmittelkunde. „Sie sollen die Grundsätze der richtigen Ernährung lernen“, sagt der Gründer der Initiative, der Gastronom Mädger (72). Mehr als 20 000 Kinder haben seit 1989 an den Kursen teilgenommen.
Eine Ingwer als Lehrstoff
Während im Hotelrestaurant Dirk Lenius, Leiter der Lehniner Grund- und Gesamtschule, und Stefan Beier über das Projekt sprechen, erläutert Jörg Meyer der vierten Schülergruppe die Feinheiten eines Kürbiscurrys. In professionellen Kochkitteln stehen die fünf Mädchen in der Profiküche, jedes hat ein Messer in der Hand, vor sich ein Schneidbrett, darauf schon fein zerteilt Möhren und Kürbis. „Es ist voll doof, dass Miniköche nur einmal im Monat ist“, sagt Amy Weber. „Vor allem das Praktische macht total Spaß“, ergänzt Marietta Gucksch. „Den Daumen nach hinten und auf die Finger aufpassen beim Schneiden“, rät derweil Jörg Meyer und berichtet: „Es ist ein kleiner Marathon für mich. Ich muss mich herantasten, was ich den Kindern zeigen kann.“
Amy fragt: „Was machen wir nächsten Monat?“ „Oh, da muss ich gucken. Wild könnte sein“, antwortet Jörg Meyer gut gelaunt und holt eine Ingwerwurzel. „Kennt ihr Ingwer“, möchte er wissen. Der Küchenchef beginnt, ein kleines Stück der Wurzel abzuschneiden. „Nicht schälen, reiben“, ruft da Amy. Die Hierarchien sind flach bei den Miniköchen. „Die Schale muss ab“, antwortet Jörg Meyer. Dann gilt es, eine Zwiebel zu zerkleinern. Wieder erklingt das hackende Geräusch der Messer auf den Schneidbrettern.
Das Gericht, das die Kinder danach auch essen dürfen, ist nur sanft gewürzt. Eigens für die jungen Köche. 150 Euro kostet es ein Kind für die zwei Jahre, Minikoch zu sein.
Einblick ins Hotel- und Gaststättengewerbe
„Wir sind total dankbar, dass die Familie Meyer uns die Möglichkeit für diesen Kurs gibt“, sagt Schulleiter Dirk Lenius. Das Seminar soll nicht nur Spaß machen, sondern auch Einblick in die Berufspraxis im Hotel- und Gaststättengewerbe bieten. Kochkunst und Esskultur stehen im Mittelpunkt. So zeigt Hotelchefin Elisabeth Meyer den Kindern an diesem Nachmittag auch, wie diese für ihre Familien einen Tisch festlich eindecken können.
In einigen Regionen teilen sich mehrere Gastronomen die Aufgabe, die Miniköche anzuleiten. Jeder gestaltet einen Nachmittag. Die Meyers hingegen werden alle 24 Kurse im Alleingang stemmen. Klosterland steuert 1000 Euro zur Aktion „Miniköche im Klosterland“. „Klöster stehen seit je her für regionale und gesunde Küche“, begründet Vereinschef Beier seine Kooperationsidee. Für die Kinder läuft der Kurs bis 2019. Mit einer Abschlussprüfung kann er als Berufsvorbereitungsseminar anerkannt werden.
In der Küche nimmt das Curry Gestalt an. Die Kinder strömen als kleine Küchenchefs ins Restaurant. Für diesen Tag haben die Meyers den Kraftakt gemeistert, im November geht es in die zweite Runde.